Erste Schritte als DM: Szenen vorbereiten & beschreiben

Ich habe immer noch Schwierigkeiten eine Szene fesselnd zu beschreiben.
Entweder arten meine Beschreibungen in endlose Monologe aus, oder in unzusammenhängendes Gestammel.

Monologe schläfern die Gruppe ein

Mein erster Ansatz war, meine Szenenbeschreibungen komplett auszuformulieren, damit ich  sie in der gegebenen Situation dann einfach vorlesen kann:

Auf der Spitze einer kleinen Anhöhe, gebaut gegen den gigantischen Stützpfeiler, der das Schloss hoch oben auf der Klippe abstützt, steht eine kleine Kapelle aus grauen Pflastersteinen und Holz. Die Kirche ist offensichtlich gezeichnet von unzähligen Angriffen über die letzten Dekaden. Am hinteren Ende hebt sich windschief der Kirchtum über das Kirchenschiff und erweckt den Eindruck, dass die alten Sparren ihn nicht mehr sehr lange aufrecht halten werden. Ein unnatürliches, langezogenes Heulen dringt von der Kirche zu euch. Ihr seid zu weit entfernt um Details auszumachen aber es klingt als ob sich Worte in das klägliche Jammern mischen. Ihr beginnt euren Aufstieg zur Kirche und könnt nun mehr Details ausmachen. Die Kirchenmauern sind von Brand- und Klauenspuren entstellt. Dahinter zeichnen sich die Konturen von Grabsteinen im Schatten des gigantischen Felsens ab. Je weiter ihr euch der Kirche nähert, desto lauter wird Heulen. Es dringt eindeutig aus der Kirche. Ihr könnt nun klar ausmachen, dass es sich um gerufene Worte handelt, könnt die Bedeutung aber noch nicht verstehen.

Vorteil: Ich habe Zeit mir die Szenerie und die Beschreibung zu überlegen.

Nachteil: Es ist zu lange. Es ist vorgelesen. Es langweilt. Keiner kommt zu einem D&D Spiel um sich solche Monologe anzuhören. Die Leute wollen SPIELEN!

Kleine Häppchen!

Also habe ich mir angewöhnt die Beschreibung in kleiner Teile, die ich häppchenweise an die Spieler weiter geben kann zu zerlegen. Ich mache die Informationen von den Entscheidungen der Spieler abhängig statt ihnen alles auf einmal zu geben.

Die Gruppe nähert sich der Kirche
Die Gruppe hat verlautbart, dass sie zur Kirche gehen will. Ich bereite die Szenerie vor:

Auf der Spitze einer kleinen Anhöhe, gebaut gegen den gigantischen Stützpfeiler, der das Schloss hoch oben auf der Klippe abstützt, steht eine kleine Kapelle aus grauen Pflastersteinen und Holz. Die Kirche ist offensichtlich gezeichnet von unzähligen Angriffen über die letzten Dekaden. Am hinteren Ende hebt sich windschief der Kirchtum über das Kirchenschiff und erweckt den Eindruck, dass die alten Sparren ihn nicht mehr sehr lange aufrecht halten werden.

Reaktionen abwarten oder provizieren
Wenn ein Spieler Interesse zeigt (z.B. „Kann ich sie mir näher ansehen?“) lasse ich sie einen Perception-Check machen. Sollte die Gruppe nichts tun und mich unschlüssig ansehen lasse ich ebenfalls diesen Informationsbrocken fallen:„Macht mal einen Perception-Check, bitte“

Ein unnatürliches, langgezogenes Heulen dringt von der Kirche zu euch. Ihr seid zu weit entfernt um Details auszumachen aber es klingt als ob sich Worte in das klägliche Jammern mischen.

Die Reaktion der Spieler wird auf irgend eine Art und Weise die sein, dass sie näher hin gehen wollen. Erst wenn Sie also eine bewusste Aktion setzen, wie z.B. „Lasst uns das näher untersuchen“, gebe ich mehr Information:

Ihr beginnt euren Aufstieg zur Kirche und könnt nun mehr Details ausmachen: Die Kirchenmauern sind von Brand- und Klauenspuren entstellt. Dahinter zeichnen sich die Konturen von Grabsteinen im Schatten des gigantischen Felsens ab.

Schließlich wird die Gruppe sich vor der Kirche einfinden:

Je weiter ihr euch der Kirche nähert, desto lauter wird Heulen. Es dringt eindeutig aus der Kirche. Ihr könnt nun klar ausmachen, dass es sich um gerufene Worte handelt, könnt die Bedeutung aber noch nicht verstehen.

Jetzt habe ich kurze Informationsbrocken, die ich REAKTIV auf die Aktionen der Spieler geben kann. Die Passagen sind so kurz, dass ich sie gar nicht wirklich ablesen muss, sondern nach einem kurzen Blick memorisieren und frei wiedergeben kann.


Hier habe ich die Szene aus meinen Notizen, damit ihr eine Vorstellung habt, wie meine Notizen aussehen:

notes

Wie ihr seht habe ich mir als zusätzliche Referenz auch ein Bild aus dem Internet gesucht, damit ich mir leichter tue die Szene zu beschreiben.


Szenen richtig beschreiben

Aber wie beschreibe ich eigentlich eine Szenerie am stimmungsvollsten?
Einen sehr interessanten Beitrag habe ich hier gefunden:

Putting a Bullet in Descriptive Text

Mr. Ryan beschreibt hier sehr anschaulich, wie man eine Szene atmosphärisch aufbaut und die Beschreibung nicht mit unnötigen Details verwässert:

Zuallererst sollte eine Szenenbeschreibung nur das beinhalten, was die Gruppe auch WAHRNEHMEN kann. Sie sollte dabei nur folgende Elemente beinhalten:

  • Die physischen Aspekte der Szene
  • Die Charaktere oder Monster die man bereits sehen kann
  • Gerüche, Geräusche und Licht
  • die Atmosphäre in der sich die Szene befindet

Seine Empfehlung wäre es sogar, die Szene gar nicht in Sätzen zu beschreiben, sondern nur auf Aufzählungspunkte zu reduzieren:

  • Hügel, Kirche am Fuß des Pfeilers, schiefer Kirchturm
  • Krähen kreisen um Kirchturm
  • modriger Geruch von alten Gräbern, dumpfes Heulen & Krähenkrächzen, Nebelschwaden und diesiges Licht.
  • Dorf hinter der Gruppe, Felswand voraus, dunkle Wälder rahmen die Szenerie, Konturen von Friedhof am Fuß der Säule.

Als erstes sollte man immer das zentrale, dominante Element der Szene beschreiben – in meinem Fall die Kirche. Vom zentralen Element ausgehend beschreibt man dann die restlichen Elemente nach den Regeln die er oben bereits genannt hat beschreiben.


Mir persönlich hilft das bei vielen kleinen „Nebenschauplätzen“, aber bei den größeren, wichtigeren Szenen möchte ich sicher sein, dass ich sie stimmungsvoll beschreibe. Aufzählungspunkte alleine helfen mir da nicht, weil ich dann erst darüber nachdenken müsste, mit welchen Adjektiven ich den Hügel oder die Kirche am stimmungsvollsten beschreiben will.

Ich persönlich halte mich daher zwar an seine Strukturierung, formuliere aber die Sätze dennoch aus. ABER: Ich halte die Beschreibungen kurz. In so kurzen Abschnitten, dass ich sie schnell erfassen und wiedergeben kann, ohne ablsesen zu müssen.

Lasst mich wissen, wie ihr eure Szenen vorbereitet und beschreibt!